Freitag, 11. April 2014

Canovas „Hebe“ in Venedig - einer der Höhepunkte auf Seumes Reise


Auf einer Kurzurlaubsreise vor wenigen Tagen nach Venedig, suchte ich nach dem „Hause Alberici“.
Bei meinen Recherchen konnte ich in Erfahrung bringen, das es zwei Palazzi Albrizzi in Venedig gibt. In dem einen Haus, in der Fondamenta Sant’Andrea, dem jetzigen Sitz der Deutsch-Italienischen Kulturgesellschaft und Prüfungszentrum des Goethe-Instituts erfuhr ich von Frau Presidente Prof.ssa Nevia Pizzul Capello, dass sich der andere und erste Palazzo Albrizzi in der Nähe der Rialtobrücke befindet.  

Dieser von der Familie Bonomo erbaute Palazzo wurde 1648 und 1692 von der Familie Albrizzi erworben. Der von außen recht streng wirkende Palazzo beherrscht den Campiello Albrizzi. In seinem Inneren jedoch enthält er, vor allem in der Eingangshalle, wertvolle Stuckarbeiten von Abbondio Stazio sowie Malereien von Pellegrini und Liberi.
Das Gebäude befindet sich noch immer in Familienbesitz (Rubin de Cervin Albrizzi) und wird zum Teil als Ferienwohnung vermietet (900€ pro Tag)

In diesem Pallazzo stand auch die Hebe von Canova.  
Sie ist heute Eigentum der Eremitage in St. Petersburg. Eine Kopie befindet sich in der Deutschen Nationalgalerie in Berlin und eine weitere im Park von Neustrelitz.

Die Hebe Canovas machte großen Eindruck auf J. G. Seume, der sie auf seinem Spaziergang nach Syrakus 1802 in Venedig sah und zunächst so beschrieb:
„Jetzt ist meine Seele voll von einem einzigen Gegenstande, von Canovas Hebe. Ich weiß nicht, ob Du die liebenswürdige Göttin dieses Künstlers schon kennst; mich wird sie lange, vielleicht immer beherrschen. .... Sie soll eins der jüngsten Werke des Mannes sein, die ewige Jugend. Sie steht in dem Hause Alberici, und der Besitzer scheint den ganzen Wert des Schatzes zu fühlen. Er hat der Göttin einen der besten Plätze, ein schönes, helles Zimmer nach dem großen Kanal, angewiesen. Ich will, ich darf keine Beschreibung wagen; aber ich möchte weissagen, daß sie die Angebetete der Künstler und ihre Wallfahrt werden wird. ....“
Dem folgt dieses Gedicht mit dem Titel: Canovas Hebe
Ich stand von süßem Rausche trunken,
Wie in ein Meer von Seligkeit versunken,
Mit Ehrfurcht vor der Göttin da,
Die hold auf mich herunter sah, ....“


Hebe ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Jugend. Sie ist die Tochter von Zeus und HeraSie ist Mundschenk der Götter und reicht Nektar und Ambrosia. Nach einer Ungeschicklichkeit wird sie von Ganymed abgelöst. Nachdem der Held Herakles sich hatte verbrennen lassen und in den Olymp erhoben worden war, gaben ihm die Götter Hebe zur Frau.  Hebe hatte die Macht, Menschen eine neue Jugend zu schenken.


Es ist kein Zufall, dass schließlich auf dem Grundstück des Hauses von Göschen in Grimma unter dem Amicitia-Tempel (Tempel der Freundschaft) in einer grottenartigen Vertiefung ein Abguss der Thorvaldsenschen Hebe aufgestellt wurde.

Mittwoch, 9. April 2014

Spurensuche - Die Fahrt nach Teplitz

Teplice, 1895 bis 1948 Teplice-Šanov (deutsch Teplitz-Schönau), ist eine Bezirksstadt mit über 50000 Einwohnern in der nordböhmischen Region Ústí. Die Stadt ist ein Kurort, den im 18. und 19. Jahrhundert Prominente aus ganz Europa besuchten. 1812 trafen dort Ludwig van Beethoven und Johann Wolfgang von Goethe zusammen.
In den napoleonischen Kriegen war Teplitz 1813 das Hauptquartier der drei alliierten Monarchen von Österreich, Preußen und Russland, die im Teplitzer Schloss ihr Bündnis gegen Napoleon abschlossen.



Die letzten zwei Wochen seines Lebens verbrachte Seume in Teplitz. Die Marmorbüste an der Ecke zur Lindenstraße erinnert an den deutschen romantischen Dichter und Schriftsteller Johann Gottfried Seume. Hier suchte er Heilung seiner schweren Krankheit, der er leider am 13.6. 1810 erlag.

  





Seine letzte Ruhe fand er in einem Grab, das sich neben der Heilig-Kreuz-Kapelle, nur einige Meter von seiner Büste entfernt, befindet.

Seumes Grab in Teplitz.  
Originalzeichnung von C. Reinhardt.
                                                                     

Und heute                     

Als vor Jahren diese Stätte des Todes in freundliche Promenaden umgewandelt und alle hier ruhenden Gebeine nach dem Eichwalder Kirchhofe übergeführt wurden, blieb Seumes Grab unberührt. Inmitten der neu erschaffenen Anlagen ruht noch heute, der breite dunkle Stein, der den Namen „Seume“ trägt. Freunde, die bei seinem Tode anwesend, darunter Fichte und Elise von der Recke, haben ihm dem Andenken des deutschen Schriftstellers gesetzt.


Ich kenne dich in deiner Freunde Kreise;
Ich kenne dich in deiner selt’nen Weise
In der du Menschenprüfer bist.
Ich kenne den Verwüster deines Glückes
Und weiß den Urquell deines finstern Blickes
Und – was dir Heilungsbalsam ist.
Aus einem Nachruf seines Freundes
Karl Ludwig August Heino Freiherr von Münchhausen